Bereits 460 v. Christus ist eine Empfehlung griechischer Ärzte für das Spiel mit Steinkugeln nachweisbar. Im 2. Jahrhundert nach Christus beschrieb Julius Pollux ein Spiel, bei dem Kugeln auf einen Ziegelstein geworfen wurden; der Verlierer des Spiels musste den Sieger auf den Schultern ins Ziel tragen. Boccia und Boule Lyonnaise haben ihre gemeinsamen Wurzeln in diesem im Römischen Reich verbreiteten Spiel.
Daß die alten Griechen und Römer ein dem heutigen Boule (französisch) oder Boccia (italienisch) verwandtes Spiel kannten, ist unstrittig, wobei die Griechen mit runden Steinen, die Römer mit eisern beschlagenen Holzkugeln spielten. Bei den Griechen warf man die Kugeln so weit wie möglich, bei den Römern so genau wie möglich. Letztere sind somit Erfinder der Zielkugel, die im französischen `Cochonnet', bei uns `Schweinchen' oder umgangssprachlich kurz `Sau' genannt wird. Der eigentliche Sinn aller seither üblichen Kugelspiele ist, daß zwei Parteien darum wetteifern, wer näher ans Schweinchen kommt bzw. wer präziser spielen kann.
Ab dem Mittelalter ist Boule in Frankreich vor allem durch dessen Verbote nachweisbar:
Schon im 13. Jahrhundert wurde in Frankreich mit Holzkugeln Boule gespielt. Hierbei ging es darum, die Kugel möglichst nahe an ein Ziel zu platzieren, entsprach also in etwa den heutigen Versionen. In Frankreich wurden die Kugelspieler damals Bouleurs genannt.
Im 16. Jahrhundert wurde Boule von Papst Julius II. gefördert, der den Kirchenstaat zur größten Macht in Italien machen wollte. Er versammelte die besten Spieler im Staat, und seine beeindruckende
Steinwerferkompanie war sowohl den Franzosen als auch den Venezianern und Spaniern haushoch überlegen. Durch die französischen Feldzüge in Italien kam das Boulespiel wieder nach Frankreich
zurück.
Es wurde immer beliebter, wobei sich allmählich Varianten herausbildeten. In Frankreich beschlug man die Holzkugeln mit Nägeln, jenseits der Alpen färbte man sie ein.
Abseits der Öffentlichkeit, vor allem in den Klöstern, wurde weiterhin Boule gespielt, nachdem der Pariser Klerus 1697 den Geistlichen in aller Form verboten hatte, öffentlich Kugeln zu werfen!
Genauso wie das Spiel verfolgt wurde, gab es andererseits auch öffentliche Unterstützung. Die berühmte Fakultät von Montpellier bestätigte im 16. Jahrhundert den Wert des Boule-Spiels für die
Gesundheit: "Es gibt keinen Rheumatismus oder andere ähnliche Leiden, die nicht durch dieses Spiel vereitelt werden können, es ist für jede Altersstufe geeignet." Bereits ein paar Jahre später wurde
das Verbot wieder aufgehoben.
1792 starben bei einer Boulepartie in Marseille 38 Menschen! Es handelt sich dabei keineswegs um ein Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, obwohl durchaus Kanonenkugeln im Spiel waren. Soldaten hatten nämlich in einem Kloster, in dem auch Pulverfässer lagerten, mit Kanonenkugeln Boule gespielt!
Auch Ludwig XI. erkannte die positiven Eigenschaften und spielte häufig Boule, und der bekannte Generalfeldmarschall Turenne galt als unschlagbar. Die Popularität des Spiels stieg im 19. Jahrhundert stark an. Es wurde nicht mehr nur auf Wiesen außerhalb der Stadt gespielt, sondern überall, wo Platz war, in den Straßen und auf den Marktplätzen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man in Lyon das "Boule Lyonnaise" zu spielen. 1894 wurde dort auch der erste Wettbewerb veranstaltet, bei dem über 1000 Spieler drei Tage lang um die Plätze rangen. 1906 wurde der erste Verband gegründet. In Italien entwickelte sich eine weitere Version, das "Boccia". Gespielt wird auf 4,50 m breiten und 28 m langen, speziell präparierten Plätzen. Die Kugeln sind aus Holz und haben unterschiedliche Farben, um sie auseinanderhalten zu können. Im Jahre 1898 wurde in Turin der erste Boccia-Verband gegründet. In Frankreich gibt es heute noch einige weniger bekannte regionale Spiele sowie das bereits erwähnte "Boule Lyonnaise", das "Jeu Provencal" und das jüngste, aber heute populärste aller Boule-Spiele: "Pétanque". Die Spielidee ist immer die gleiche, es wird versucht eine oder mehrere Kugeln näher an eine Zielkugel zu platzieren als der Gegner. Unterschiedlich sind die Spielregeln, das Gewicht der Kugeln und die Abmessungen des Spielfeldes.
Das Spiel entstand etwa im Jahre 1908 im südfranzösischen Ort La Ciotat, einem kleinen Städtchen an der Côte d'Azur.
Ein sehr guter, schon etwas älterer Spieler des Jeu Provencal musste zuschauen. Der Überlieferung zur Folge konnte Jules Le Noir aus Altersgründen und da sein Rheuma ihn plagte nicht mehr am Spiel
teilnehmen. Er konnte weder den Ausfallschritt vollziehen, noch konnte er die drei Schritte Anlauf zum Schuss nehmen, zu stark waren seine Schmerzen.
Sein Freund Ernest Pitiot konnte das Trauerspiel des wehmütig am Spielfeldrand sitzenden schwarzen Julius nicht mehr mit ansehen und erbarmte sich,
eine Variante des Kugelspiels zu erfinden, die auf 6 bis 10 Meter geht und stehend oder hockend aus einem Kreis heraus gespielt wird. Dabei musste man mit geschlossenen Füßen im Kreis stehen. Davon
leitete sich auch der Name des Spiels ab.
Die Bezeichnung für "geschlossene Füße" heißt auf französisch "pieds tanqués", auf provencalisch hieß es "ped tanco". Diese beiden Wörter sind schon bald zu einem verschmolzen: Pétanque.
Da das Spielfeld keinen strengen Regeln unterzogen wurde, eröffneten sich große Möglichkeiten, dieses Spiel auszuüben. Man war nicht mehr beschränkt auf ein genau eingeteiltes Spielfeld auf einem
bestimmten Platz, sondern man spielte auf Plätzen vor Kirchen, in Parks und auf ungepflasterten Dorfstraßen.
Es ist die historisch jüngste Variante aller Kugelspiele und ursprünglich also ein Behindertensport.
Diese Variante trat wegen ihrer leichten Praktizierbarkeit einen Siegeszug um die ganze Welt an und ist auch in Deutschland die übliche.
Mit rund 600.000 Lizenz-Spielern in 94 (nationalen) Pétanque-Verbänden ist es die am weitesten verbreitete Kugelsportart.
Quelle: Sammelsurium aus dem Internet wie z.B. wikipedia.de oder http://petanque.twoday.net und redaktionell überarbeitet